Mittwoch, 4. November 2020

Interview mit Steffi Bieber-Geske

Durch meine Tätigkeit als Blogger beschäftige ich mich mit der Welt der Bücher und habe so auch einige Buchmenschen persönlich oder im Netz kennengelernt. Zu ihnen gehört auch Steffi Bieber-Geske. Ich möchte sie euch heute gern vorstellen und durfte sie dazu interviewen.


Hallo Steffi, stell Dich doch bitte meinen Lesern kurz vor. 

Gern: Ich bin Steffi – was in meinem Fall keine Abkürzung für Stefanie ist, 42 Jahre alt, Autorin und Verlegerin beim Kinderbuchverlag Biber & Butzemann. Mit meiner Familie lebe ich am Standrand von Berlin, bin aber im Herzen ein Küstenkind. Ich habe unter anderem Literatur-wissenschaften studiert und bin von Beruf eigentlich Journalistin. Mein Verlag hat sich auf regionale Ferienabenteuer spezialisiert. Darunter finden sich neben beliebten Familien-Reisezielen auch so einige Geheimtipps.

Wie bist Du zum Schreiben gekommen?

Geschrieben hab ich schon als Teenager – zunächst für verschiedene Tageszeitungen, später für diverse Unternehmen und Organisationen. Bei einem Griechenland-Urlaub mit meinem kleinen Sohn hatte ich plötzlich diese Geschichte im Kopf. Es ging um ein Geschwisterpaarnamens Lilly und Nikolas, ihren ersten Urlaub am Mittelmeer und einen Wasserball, der auf dem Meer davonschwimmt. Die Geschichte landete zunächst ganz klassisch in der Schublade – schließlich hat jeder gute Journalist mindestens ein Manuskript dort zu liegen. 

Im folgenden Jahr fuhr ich – schwanger mit dem zweiten Kind – mit meinem Sohn zur Mutter-Kind-Kur nach Baabe auf Rügen. Natürlich stöberte ich in den Buchhandlungen der Insel, wie ich das überall tue – und suchte nach einem schönen Kinderbuch über die Insel. Doch ich fand keins. Und der Gedanke „Dann schreib du doch eins!“ ließ mich nicht mehr los. „Abenteuer auf Rügen – Lilly, Nikolas und die Piraten“ wurde dann das erste Buch, das auch veröffentlicht wurde.

Woher kam die Idee zum eigenen Verlag und zur BUCHBERLIN? 

Ich habe ein Weilchen überlegt, was ich mit dem Rügen-Manuskript tun soll. Bedarf war vorhanden, da war ich mir sicher, aber ich wusste auch, wie schwer es sein würde, als Erstautorin einen Verlag zu finden – vor allem zu so einem speziellen Thema. Eine kleine Stimme in meinem Kopf erinnerte mich daran, dass ich doch schon immer in einem Verlag arbeiten wollte. Und ich hatte riesige Lust auf eine neue Herausforderung. Also gründete ich während der Elternzeit meinen Verlag Biber & Butzemann – auch nach zehn Jahren noch täglich ein großes Abenteuer.

Als Jungverlegerin bin ich damals  mit meinen ersten Büchern aufgeregt zur Leipziger Buchmesse gefahren. Ich hatte rund 800 Euro für meinen winzigen Stand bezahlt – und wurde glatt übersehen. Da dachte ich: Das muss auch anders gehen. Mit einigen Mitstreitern gründete ich daraufhin 2014 die BUCHBERLIN, inzwischen die drittgrößte Buchmesse Deutschlands. Trotzdem sind wir eine gemütliche, familiäre Veranstaltung mit Standgebühren, die sich auch kleine Verlage und Selfpublisher leisten können. 



Quelle: Hieu Van, Offenblende


Welche Bücher liest Du gerne?

Da ich meinen Söhnen immer noch jeden Abend vorlese, obwohl sie natürlich längst selbst lesen können, sind es vor allem Kinder- und Jugendbücher. Wenn ich mal ausnahmsweise dazu komme, allein zu lesen, bevorzuge ich historische Romane, gelegentlich auch Fantasy oder eine Liebesgeschichte, außerdem Ratgeber zu Themen rund um Familie, Haus und Garten.

Welches ist Dein Lieblingsbuch?

Mein ewiges Lieblingskinderbuch und unerreichbares Vorbild ist Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“, und für Erwachsene ist es Erin Morgensterns „Der Nachtzirkus“ – einfach magisch.

Du hast viele Projekte. Wie bekommt man die zusammen mit dem Familienleben unter einen Hut?

Mit dem weitgehenden Verzicht auf Freizeit – und viel Unterstützung und Geduld seitens der Familie.

Neben anderen Branchen ist auch die Buchbranche stark von der Corona-Pandemie betroffen. Wichtige Messen und Buchlesungen mussten abgesagt werden. Auch die Buchläden und Bibliotheken waren mehrere Wochen geschlossen. Wie geht man als Autorin und Verlegerin damit um? Sind Onlinebuchmessen und Onlineshops eine echte Alternative? 

Tatsächlich habe ich im Sommer einen eigenen Onlineshop eröffnet, um unabhängiger zu sein. Noch verkaufe ich darüber nicht so viele Bücher, aber ich sehe es als wichtige Investition in die Zukunft. Die digitale Frankfurter Buchmesse empfand ich als Zeitverschwendung, auf die Onlinebuchmesse, die diese Woche läuft, bin ich gespannt. Aber digitale Messen können nie echte Begegnungen und das Stöbern in Büchern ersetzen. 

Diesen Monat gibt es einen neuen Lockdown. Macht Dir das aus beruflicher Sicht Angst?

Unsere regionalen Ferienabenteuer werden vor allem in den Urlaubsorten gekauft. Wenn also die Menschen nicht reisen dürfen und die Museen geschlossen sind, schadet mir das natürlich, nachdem bereits das Oster- und Himmelfahrtsgeschäft ausgefallen sind. Trotzdem kann ich insgesamt nicht klagen: Reisen in Deutschland ist aktuell gerade für Familien DAS Thema und das habe ich im Sommer an den Verkaufszahlen gemerkt. Insofern gleicht sich in diesem Jahr für mich wohl am Ende alles aus.

Wie sind Deine Pläne für die Zukunft?

Für das nächste Jahr planen wir 18 Neuerscheinungen und Neuauflagen. Das ist für einen kleinen Verlag wie meinen eine unglaubliche Zahl. Ich hoffe, dass wir die Bücher gut und stressfrei in Druck geben können und der Trend zu Ferien in Deutschland anhält – denn es gibt so unglaublich schöne Gegenden, nicht nur an der Nord- und Ostsee. 

Gibt es ein Buch, das Du meinen Lesern ans Herz legen möchtest?

Meine oben genannten Lieblingsbücher, grundsätzlich die Bücher unabhängiger Verlage und natürlich alle Biber & Butzemann-Bücher. Aktuell gibt es davon rund 70 – zu Reisezielen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Also stöbert gern mal auf  https://shop.biber-butzemann.de/.



Liebe Steffi, vielen Dank für das nette Interview und vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr auf der BUCHBERLIN.


Diese Bücher habe ich bereits rezensiert:

Abenteuer an der Lübecker Bucht - Lilly, Nikolas und die Ostsee-Indianer

Schatzsuche zwischen Saale und Unstrut - Lilly, Nikolas und die Himmelsscheibe von Nebra


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