Buch über den „Patienten“ deutsches Gesundheitswesen
Buchtitel
Euren Applaus könnt ihr euch sonst wohin stecken
Autorin
Nina Böhmer
Verlag
HarperCollins
Medium: Taschenbuch
Seitenzahl: 205
Preis: 10,00 € (Verlag)
Erschienen: 14.07.2020
ISBN: 978-3-7499-0092-3
Bewertung: ★★★★☆
„Euren Applaus könnt ihr euch sonst wohin stecken“ ist das Buch zu einem Wut-Posting auf Facebook der Krankenschwester Nina Böhmer, in dem sie sich Luft zum Thema Pflegenotstand gemacht hat.
In ihrem Buch, das sie in der Zeit der Kurzarbeit
schreiben konnte, vertieft sie das Thema noch. Von allen Missständen im
Pflegebereich, die sie zu Recht anprangert, höre ich auch immer wieder von
meinem Mann, der seit 25 Jahren als Krankenpfleger arbeitet.
Nina Böhmer schreibt, wie ihr der Schnabel gewachsen
ist, aber dadurch fehlte dem Buch für mich leider manchmal der rote Faden.
Wer jedoch behauptet, die Autorin reite nur auf der
Corona-Welle, hat das Buch und das Anliegen von Nina Böhmer nicht verstanden.
Ja, durch Corona ist unser viel gepriesenes
Gesundheitswesen endlich mehr in den Focus der Öffentlichkeit geraten. Und auch
die eklatanten Mängel wurden endlich mal öffentlich genannt: Krankenhäuser
werden kaputtgespart, wichtige Ausrüstung fehlt, es gibt viel zu wenige
Pflegekräfte, und die, die es gibt, sind hoffnungslos überlastet und werden,
angesichts dessen, was sie leisten, schlecht bezahlt. (Und das betrifft nicht
nur die Pflegeberufe, sondern leider auch andere „systemrelevante Berufe“.)
Der Profit darf einfach nicht im Vordergrund stehen,
wenn es um die Gesundheit geht. Deutschland ist bis jetzt zum Glück in der
Corona-Krise glimpflich davongekommen und die Politiker klopfen sich auf die
Schulter. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Sorgen und Nöte der
Mitarbeiter des Gesundheitswesens immer noch nicht ernst genommen werden; dass
die Anfälligkeit unseres Gesundheitswesens weder von den Politikern noch vom Großteil
der Gesellschaft immer noch nicht richtig erkannt und sich der Sache angenommen
wird. Leider denken viele, im Gesundheitswesen gehe es zu wie in den
einschlägigen (furchtbaren), deutschen Krankenhausserien. Wird man dann im
Krankheitsfall mit der harten Realität konfrontiert, schimpft man auf die
„faulen, unfähigen Schwestern“ und sieht oft nicht, dass alle am Limit
arbeiten.
Auf die miesen Rahmenbedingungen, durch die u.a. die
Politik das Gesundheitswesen zu Sparmaßnahmen zwingt oder z.B. auf die immer
umfangreicheren Dokumentationspflichten, die einen Großteil der Arbeitszeit des
Pflegepersonals auffrisst und immer weniger Zeit für den Patienten lassen, meckert
dann niemand, denn das wird von der Gesellschaft bisher gar nicht wahrgenommen.
Nina Böhmer zeigt mit ihrem Buch einen Teil der
Missstände auf und ist in der Hinsicht wirklich lesenswert. Nur habe ich
leider, genau wie die Autorin am Ende des Buches auch, wenig Hoffnung, dass
verstanden wurde, dass sich in der Gesundheitspolitik grundlegend etwas ändern
muss. Nur Klatschen hilft da leider nicht…
Vielen Dank an den Harper Collins Verlag, der mir das
Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine Meinung wurde
dadurch nicht beeinflusst.
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