Freitag, 4. August 2023

Rezension: Nackt auf Usedom

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Die Geschichte einer verordneten Brieffreundschaft zwischen West und Ost


Auf der Leipziger Buchmesse gab es eine Sticker-Sammelaktion des Schöne-Bücher-Netzwerks. An der Aktion nahm auch der Satyr Verlag mit seinem Buch "Nackt auf Usedom" teil. Dadurch wurde ich erstmals auf das Buch aufmerksam. Nachdem es mir vom Verlagsmitarbeiter kurz vorgestellt wurde, war mein Interesse geweckt. Ich nutze die Gelegenheit die am Nachmittag stattfindende Buchlesung von Thomas Nicolai zu besuchen und mir das Buch gleich noch signieren zu lassen.



Buchtitel

Nackt auf Usedom

Autoren

Kaelo Michael Janßen, Thomas Nicolai

Verlag

Satyr Verlag

Medium: Hardcover
Seitenzahl: 392
Preis: 23,00 € (Verlag)
Erschienen: 13.03.2023

ISBN: 978-3-947106-95-0

Bewertung: ★★★★★



"Nackt auf Usedom" ist keine Urlaubsgeschichte auf der Sonneninsel Usedom. Ganz im Gegenteil. Das Buch spielt in Dortmund und Leipzig. Wir schreiben das Jahr 1982. Der 16-jährige Torsten ist auf Grund seiner schlechten Leistungen bereits zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres stark versetzungsgefährdet. Seine Lehrerin bietet ihm an, zur Rettung ein Referat über das reale Leben in der DDR zu halten. Ihre Tochter hat in der BRAVO nach Brieffreunden gesucht und zahlreiche Zuschriften erhalten. Darunter auch von Andreas Schröder aus der DDR. Torsten oder Tose, wie ihn seine Freunde nennen, soll nun diesem Andreas antworten und mit ihm einen Briefwechsel beginnen.

Tose ist alles andere als begeistert von dieser Idee einem Halbrussen zu schreiben. Er ist jedoch Mitglied der Band "Die pfantastischen Pfümpf". Wenn er kleben bleibt, so seine Befürchtung, wird die Band auseinanderbrechen. Daher lässt er sich widerwillig auf das Angebot ein.

Als Andreas Post aus Dortmund bekommt ist er zunächst verwirrt, dass ihm nicht wie erhofft ein Mädel sondern irgend ein Typ aus dem Westen antwortet. Obwohl er nicht sicher ist, ob das nicht ein Trick der Stasi ist, lässt er sich auf die Brieffreundschaft ein. Andreas ist Musikfan und wittert die Chance von Torsten vielleicht als Gegenleistung für seine Hilfe eine neue Schallplatte von den Dire Straits zu bekommen.

So entwickelt sich tatsächlich ein Briefwechsel zwischen Torsten und Andreas. Als Andreas die Schallplatte trotz Versprechungen nicht bekommt, denkt er, dass Tose in verarschen will und beschließt dem ahnungslosen Wessi auch ein wenig zu verarschen. So schreibt er ihm u.a., dass es auf Usedom eine Nacktpflicht gibt, was Tose zwar merkwürdig findet, aber dennoch für bare Münze nimmt.

Die Geschichte wird im Wechsel aus der Sicht von Torsten und Andreas erzählt. Das Besondere ist hierbei, dass der Part von Torsten vom Dortmunder Autor Kaelo Michael Janßen und der Part von Andreas vom Leipziger Thomas Nicolai geschrieben wurde. So konnten die beiden Autoren ihre Erinnerungen an die eigene Jugend in West und Ost mit einfließen lassen.

Der erste Teil des Buches gibt den Briefwechsel wieder. Nach dem Ende des Schuljahres bricht der Briefkontakt ab. Der Leser erfährt aber, wie es mit Tose und Schröddel, wie Andreas mittlerweile genannt wird, weitergeht. Wir begleiten sie bei der Ausbildung und der Einberufung zur Bundeswehr bzw. Nationalen Volksarmee (NVA). Hin und wieder müssen sie noch an den jeweils anderen denken. Als dann die Wende kommt, bietet sich die Möglichkeit zu einem persönlichen Treffen. Doch irgendwie kann sich keiner der Beiden dazu durchringen.

Das Buch begleitet die Protagonisten von 1982 bis 2009. Es zeigt einen kleinen Einblick in zwei Leben in zwei Systemen. Dabei sind Torsten und Andreas gar nicht so verschieden. Sie lieben Musik, spielen in einer Band und suchen die große Liebe. Vieles lässt den Leser schmunzeln. Es gibt aber auch traurige Momente. 

Das Cover des Buches finde ich sehr gelungen. Trotz seiner Einfachheit steht die Briefmarke für den Briefwechsel und der Poststempel zeigt, dass ein Teil in Leipzig im Jahre 1982 spielt.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Ich vergebe 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung.


Buchlesung auf der Leipziger Buchmesse
 
Thomas Nicolai (28.04.23)


Vielen Dank an den Satyr Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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